Neuroleadership
„Einem Menschen kann man nicht in den Kopf schauen, nur davor“ – wer kennt diese Aussage nicht? Das mag für den Alltag zunächst zutreffen, jedoch gibt es heutzutage unterschiedliche bildgebende Verfahren, die genau dies möglich machen und uns somit Einblicke in Prozesse und Strukturen des Gehirns geben. Bezieht man dies auf den Führungskontext, so spricht man vom sogenannten „Neuroleadership“-Ansatz, der eine Kombination aus neurophysiologischen Parametern und den bisher gut etablierten Führungskonstrukten (z.B. transformationale Führung) darstellt.
Im Rahmen dessen kann beispielweise untersucht werden, welche Hirnprozesse den unterschiedlichen Führungsverhaltensweisen zugrundeliegen. Eine geeignete Methodik dafür stellt die Elektroenzephalographie dar, die diese Hirnprozesse in Form von Spannungsunterschieden in verschiedenen Frequenzbereichen an der Kopfoberfläche misst. Aus diesen Rohwerten lassen sich durch spezifische Berechnungen Rückschlüsse auf die Aktivität von Hirnbereichen sowie die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Bereichen des Gehirns (Kohärenz) ziehen (Gazzaley & D’Esposito, 2006; Thatcher et al., 2008).
Der Lehrstuhl untersucht beispielsweise Zusammenhänge zwischen der Kohärenz und Führungsverhaltensweisen. Dabei konnte gezeigt werden, dass die theoretische Differenzierung der transformationalen Führung (Gruppenbezogene vs. Individualbezogene Verhaltensweisen) in der Vernetzung von Hirnbereichen widergespiegelt wird (Pachocki & Rowold, 2019). Dieser innovative Ansatz bereichert die traditionellen Führungstheorien und Modelle und trägt zu einem verbesserten Verständnis von Führung bei.
Literatur:
Gazzaley, A. L., & D'Esposito, M. (2006). Neural networks: An empirical neuroscience approach toward understanding cognition. Cortex, 42(7), 1037–1040.
Pachocki, K. & Rowold, J. (August 2019). Neurological insight into transformational leadership: A mediational framework. Vortrag 79th Academy of Management 2019 Annual Meeting (AoM), Boston, Massachussetts, USA.
Thatcher, R. W., North, D. M., & Biver, C. J. (2008). Development of cortical connections as measured by EEG coherence and phase delays. Human Brain Mapping, 29(12), 1400–1415.